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Teenager-Mütter

© Human Help Network e.V., Mainz

Unterstützung für minderjährige Mütter

17. August 2022
Stiftung Tagwerk-Projekte
von Kristin Haas-Heichen

Weltweit bringen jedes Jahr 16 Millionen junge Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren ein Kind zur Welt. Für die Teenie-Mütter und ihre Kinder bedeuten die frühen Schwangerschaften nicht nur ein gesundheitliches Risiko. Damit verbunden sind auch viele gesellschaftliche und soziale Schwierigkeiten.

Auch in Ruanda stellt die hohe Zahl der Teenagerschwangerschaften insbesondere in den ärmeren ländlichen Regionen ein großes Problem dar. Die Umstände, die zu den frühen, meist ungewollten Schwangerschaften führen, sind vielfältig. Eine wesentliche Rolle spielen sicherlich fehlende Aufklärung und schlechte Lebensbedingungen. Hinzukommen traditionelle Vorstellungen und Rollenbilder, die insbesondere Mädchen daran hindern, ihre Rechte auf Selbstbestimmung und Bildung wahrzunehmen.

Im vergangenen Jahr hat Human Help Network e.V. zusammen mit dem lokalen Projektpartner Strive Foundation Rwanda im Distrikt Nyamasheke, im Südwesten des Landes, für junge Frauen ein neues „Hilfe zur Selbsthilfe“-Projekt initiiert. Das Pilotprojekt, das in Abstimmung mit den kommunalen Behörden vor Ort erfolgt, startet zunächst im Sektor Kagano. Dort wurden insgesamt 177 minderjährige Mütter ermittelt, die zusammen mit ihren Kindern an dem neuen Programm teilnehmen können.

Von ihren Familien, die selbst oft wenig zum Leben haben, erhalten die jungen Mütter nur wenig Unterstützung. Um für ihr Kind zu sorgen, müssen sie daher die Schule abbrechen. Gleichzeitig verlieren sie damit aber die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen und somit wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen.

Die Teenie-Mütter sind mit ihrer Situation oftmals überfordert. Hinzukommt erschwerend, dass sie sich aufgrund ihrer schlechten Lebenssituation meist nicht ausreichend ernähren können. Während der Zeit des Stillens ist dies aber besonders wichtig, da sonst für Mutter und Kind die Gefahr der Unterernährung besteht. So sind unter anderem Schulungseinheiten über Ernährung, Hygiene und Säuglingspflege feste Bestandteile des Projekts. Zudem finden Kurse zur gesundheitlichen und sexuellen Aufklärung statt. Ein wichtiger Punkt dabei ist es, die jungen Mädchen für ihre Rechte auf sexuelle Selbstbestimmung zu sensibilisieren.

Das Konzept beinhaltet darüber hinaus auch psychologische Hilfe. In der Gesellschaft erfahren die Teenie-Mütter zunehmend Diskriminierung und Ausgrenzung, die für die jungen Frauen eine große seelische Belastung bedeuten. Psycholog:innen versuchen, sie psychisch zu unterstützen und stehen ihnen in Gesprächen beratend zur Seite. Zudem werden Konfliktberatungen für Teenie-Mütter und ihre Familien angeboten, da es hier häufig zu großen Spannungen kommt.

Ziel des Förderprogramms ist es, die jungen Frauen in ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Eigenverantwortlichkeit zu stärken. Sie lernen, auf eigenen Füßen zu stehen – für sich und ihre Kinder zu sorgen und Verantwortung zu übernehmen. Dies trägt langfristig zu einer Verbesserung ihrer Lebenssituation bei.

Bislang ist das Projekt noch in der Anfangsphase. Die angebotenen Hilfen werden von den Teenie-Müttern sehr positiv angenommen. Inwieweit einzelne Maßnahmen ausreichend sind beziehungsweise gegebenenfalls stärker an die aktuelle Lebenssituation der jungen Frauen und ihrer Familie angepasst werden müssen, wird jetzt zu bewerten sein.